// Prof. Dr. Björn Maier

Die Zukunft des Krankenhausmanagements: Zwischen Ambulantisierung, KI und Effizienz

Nach der Reform ist vor der Umsetzung: Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) stellt die Weichen für grundlegende Veränderungen im deutschen Krankenhaussektor. Führungskräfte und das Krankenhausmanagement stehen nun vor der Aufgabe, diese Veränderungen aktiv zu gestalten und strategisch umzusetzen.

Die Einführung von Leistungsgruppen treibt die Spezialisierung von Kliniken voran. Budgets und Vergütungen orientieren sich künftig stärker an qualitätsgesicherten Leistungen. Für das Management bedeutet dies eine gezielte und vorausschauende Steuerung der finanziellen, personellen sowie strukturellen Ressourcen. Besonders wichtig wird dabei, Qualität und Effizienz zugleich sicherzustellen – Abweichungen führen unmittelbar zu finanziellen Konsequenzen. Daher werden Analysen von Kosten-Nutzen-Verhältnissen und Qualitätssicherung zentrale Managementaufgaben.

Ein weiterer Schwerpunkt des KHVVG liegt auf der Ambulantisierung. Durch die Verlagerung stationärer Leistungen in den ambulanten Bereich sollen Kosten reduziert und die Patientenversorgung flexibler gestaltet werden. Das Krankenhausmanagement muss hierfür innovative Kapazitätsplanungen etablieren: Statt Betten und Verweildauer stehen zukünftig ambulante und teilstationäre Leistungserbringung im Mittelpunkt. Auch die strategische Ausrichtung hin zu hybriden Versorgungsmodellen und Kooperationen mit niedergelassenen Ärzten sowie die Gründung eigener ambulanter Zentren gewinnen an Bedeutung.

Parallel dazu bieten die aktuellen Sondierungsgespräche zwischen CDU und SPD erste Anhaltspunkte für weitere Unterstützung bei der Restrukturierung der Krankenhauslandschaft. Politische Überlegungen sehen vor, nicht wirtschaftlich tragfähige Häuser verstärkt zu fusionieren oder in spezialisierte Versorgungszentren umzuwandeln. Hier müssen Managementteams klare Zukunftsszenarien entwickeln: Welche Standorte bleiben langfristig tragfähig? Wie können Synergien durch Kooperationen geschaffen und Fördermittel optimal genutzt werden, um Transformationsprozesse effektiv umzusetzen?

Zusätzlich beschleunigt die Digitalisierung den Wandel im Krankenhausmanagement rasant. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) wird zunehmend zur strategischen Aufgabe: Predictive Analytics ermöglicht es, medizinischen Bedarf besser vorherzusagen, Ressourcen optimal einzusetzen und Kosten nachhaltig zu senken. Echtzeit-Dashboards zur Steuerung finanzieller und medizinischer Kennzahlen schaffen Transparenz und Flexibilität in der Entscheidungsfindung.

Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft und des wachsenden Fachkräftemangels steigen gleichzeitig die Anforderungen an das Personalmanagement. Führungskräfte müssen aktiv Maßnahmen zur Prozessoptimierung und Personalbindung steuern. Digitale Assistenzsysteme und automatisierte Prozesse unterstützen dabei, knappe personelle Ressourcen effizient einzusetzen und gleichzeitig die Qualität der Versorgung sicherzustellen.

Die Zukunft des Krankenhausmanagements liegt nicht mehr in einer rein retrospektiven Kontrolle, sondern in der proaktiven, datenbasierten und strategischen Gestaltung der Klinikprozesse. Transparenz, Echtzeit-Analyse und interdisziplinäre Zusammenarbeit bilden dabei entscheidende Erfolgsfaktoren. Krankenhäuser, die sich darauf nicht vorbereiten, riskieren langfristig ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit und ihren Platz in der Versorgung. Diese Herausforderungen und strategischen Ansätze stehen auch im Mittelpunkt des 32. Deutschen Krankenhaus-Controller-Tages (DKCT), der am 29. und 30. April in Neuss/Düsseldorf stattfindet.

 

Prof. Dr. Björn Maier ist Studiendekan an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim im Bereich Gesundheitswirtschaft, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins für Krankenhaus Controlling e.V. (DVKC) und Mitherausgeber des Management Handbuch Krankenhaus.

 

Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 6/2025. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!

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