// Dr. Michael Brinkmeier
Nach der Bundestagswahl herrscht bei allen Akteuren im Gesundheitswesen wieder fiebrige Stimmung: Was mag die neue Bundesregierung auf den Weg bringen wollen? Zumal man scheinbar wie Dagobert Duck im Geld baden kann, zumindest die Betonbauer entlang der Versorgungskette. Aber werden wirklich die Strukturen geändert? Wir wissen alle, dass sie überkommen sind. Und die Menschen, denen eine gute Gesundheitspolitik dienen soll, werden spüren, dass das System irgendwie nicht mehr passt.
Die Alltagserfahrung, nicht nur bei chronischen oder Komplexerkrankungen, ist die: Irgendwie ist alles da an Versorgung – mehr oder weniger – aber niemand ist für mich da. Jeder Versorger macht sein Ding, nicht für mich, sondern an mir: Ich bin ein humanoides Objekt, aber kein Subjekt des Versorgungsprozesses.
Das sorgt für Frust und Wut und lässt inzwischen große Teile der Bevölkerung an der Handlungsfähigkeit unseres Staates zweifeln, was in Wahlergebnissen zum Ausdruck kommt. Und die Ursachen liegen nicht allein in den knappen Ressourcen (die sind immer knapp) oder in fehlender Digitalisierung oder gar Künstlicher Intelligenz. Nein, was wir brauchen, ist politische Intelligenz. Politische Intelligenz, die in der Lage ist, ein System neu zu durchdenken und im und mit dem System neu zu ordnen.
Ich wäre schon dankbar, wenn die Gesundheitspolitik erkennt, dass man bei der Neuordnung des Gesundheitswesens die Lebenspfadperspektive der von Krankheit betroffenen Menschen einnimmt, und die ist eben nicht nur medizinisch. Dann wäre man auch in der Lage intellektuell zu unterscheiden zwischen der Versorgung an sich und dem Versorgungsmanagement am Fall. Erst wenn dieser Schritt gemacht wird, löst man sich von der anbieterzentrierten Sicht unserer Sozialgesetzbücher und nimmt die Nachfragesicht der Betroffenen ein. Und erst dann kann man auch wirklich Versorgungspfade steuern, wovon wir im jetzigen System nur träumen können.
Und darum lohnt sich der Einsatz für Patientenlotsen: Das ist eben nicht eine neue Sozialleistung unter vielen, sondern ein Steuerungsinstrument, um die knappen Ressourcen entlang der gesamten Versorgungskette optimal einzusetzen. Und die Menschen sagen: „Meine Lotsin war ein Segen für mich“. Keine schlechte Botschaft für mutige Politiker.
Also ran!
Den vollständigen Bericht finden Sie hier.
Dr. Michael Brinkmeier
Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Nach seinem Studium der Physik in Paderborn, Göttingen und Los Angeles promovierte Michael Brinkmeier 1996 zum Dr.rer.nat. am MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen. Im Anschluss arbeitete er bis 2000 als Unternehmensberater bei McKinsey & Co., Inc. Von 2000 bis 2012 war er Mitglied des Landtags in NRW und verantwortete u. a. die Wissenschafts- und Hochschulpolitik für die CDU-Fraktion. Danach war er Unternehmensberater bei der Accenture GmbH.
Seit 2013 leitet er die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Gütersloh.
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Dr. Brinkmeier ist außerdem Autor von "Handbuch Patientenlotsen" In dem vom Innovationsfonds geförderten großen Schlaganfall-Lotsen-Projekt STROKE OWL hat die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein neues Versorgungsmodell für Schlaganfall-Patienten entwickelt. |
Dieser Beitrag stammt aus dem medhochzwei Newsletter 5/2025. Abonnieren Sie hier kostenlos, um keine News aus der Branche mehr zu verpassen!